Monika Hahnspach: Vertrieben

Die Ungarndeutsche Bibliothek erweitert ständig ihre Sammlung mit Büchern über das Leben und die Geschichte der Ungarndeutschen, ihre Familien, Bräuche und Traditionen. Das hier empfohlene Werk enthält Monika Hahnspachs historische Recherche über ihre eigene Familie, die ihre Wurzeln in einem kleinen Dorf im Komitat Tolnau, in Sagetal, hat. Das Buch wurde 2019 veröffentlicht und ist ab sofort in unserer Bibliothek zugänglich.

Die Autorin wurde 1950 in Jonsdorf (Deutschland) geboren, fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als ihre Familie bereits aus ihrer ungarischen Heimat vertrieben worden war. In ihrem Buch erzählt sie die Geschichte ihrer Familie, ihrer „alten” und „neuen” Heimat, die Geschichten, die sie von ihren Großeltern, und die, die sie von anderen Menschen – ebenfalls aus Sagetal nach Jonsdorf Vertriebenen – gehört hat. Wie sie selbst zugibt, will sie mit ihren Schriften weder bei ihren Lesern noch bei ihren Kindern, Enkeln oder gar den Ungarndeutschen Mitleid erregen. Die Ereignisse und Personen, die sie erwähnt, sind Teile eines größeren Ganzen, und ihre Geschichten müssen in Erinnerung bleiben, die Überlebenden müssen gesucht und ihre Geschichten aufgezeichnet werden. 

Wir erfahren, wie sich das Leben der Familie Kremer an einem Junitag im Sommer 1947 für immer verändert hat, als ein russischer Soldat an ihre Tür geklopft und ihnen mitgeteilt hat, dass sie zwei Stunden Zeit hätten, ihre Sachen zu packen und das Haus zu verlassen. Trotz alledem schätzt sich die Schriftstellerin glücklich, denn ihre Eltern und Großeltern haben ein gutes Leben, einen Arbeitsplatz in ihrem neuen Land gehabt, und sie hat in einem friedlichen Deutschland aufwachsen können. 

Ein weiteres interessantes Merkmal ihres Buches ist, dass sie fürs letzte Kapitel noch lebende Zeitzeugen ausfindig gemacht hat, die ebenfalls aus Sagetal vertrieben worden waren und deren Geschichten darauf gewartet hatten, erzählt zu werden. Im Laufe der Jahre hatte sie mehrmals die Gelegenheit, die Heimat ihrer Vorfahren in Tolnau zu besuchen. Fotos dieser Besuche sind am Ende des Buches enthalten, ebenso wie verschiedene Dokumente und Archivmaterial.

Wir empfehlen dieses Buch all jenen, die gerne über eine ungarndeutsche Familie lesen möchten, die als ein Vorbild für andere sein könnte, da deren Mitglieder, obwohl sie nicht ohne Trauma gewesen sind, ein glückliches Leben geführt und den Verlust überwunden haben.

Monika Hahnspach: Vertrieben
Herausgeber : Graphische Werkstätten Zittau, 2019
80 Seiten
Sprache: Deutsch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
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