Kalászi svábok élete

Umschlag des Buches

Die Zukunft bzw. die Sicherung der kulturellen Autonomie der Ungarndeutschen ist ohne zusammenhaltende örtliche Gemeinschaften nicht vorzustellen. Nach den Vertreibungen dauerte es noch Jahre, bis sich die Kontaktpflege zwischen den Vertriebenen im Ausland und den in der alten Heimat Gebliebenen einigermaßen, und dann zumeist nur auf familiärer Ebene normalisierte. Erst etwa ab den 1970er Jahren ist die Lage der Gemeinschaften langsam etwas besser geworden, als es mit der Zeit zur Gründung von immer mehr Deutschklubs, Kapellen, Nationalitätenchören und -tanzgruppen kam. Der erste offizielle Umbruch bezüglich der Partnerschaften erfolgte 1986, als Fünfkirchen/Pécs und Fellbach Partnerstädte wurden. Eine wesentliche Verbesserung auf lokaler und Landesebene erfolgte aber erst im ersten Jahrzehnt nach der Wende 1989/90.

 

 

 

 

Die Redakteurin des hier empfohlenen, 2021 herausgegebenen Buches ist Katalin Wágner-Klupp, die für ihre Tätigkeit für die deutsche Gemeinschaft in Kalasch/Budakalász 2020 den hochrangigen Preis Pro Cultura Minoritatum Hungariae erhielt. Sie ist Mitbegründerin und derzeit Leiterin des örtlichen deutschen Nationalitätenvereins. Dieses Werk wurde zum 75. Jahrestag der Vertreibung bzw. 25. Jubiläum des Vereins veröffentlicht. So wurde der Fokus im Buch einerseits auf die Geschehnisse nach der Vertreibung, andererseits auf die in der nahen Vergangenheit erfolgte Neugeburt der örtlichen deutschen Gemeinschaft sowie die Entfaltung des Kulturlebens nach der Vereinsgründung 1996 gesetzt. Nach einer kurzen geschichtlichen Einführung kommen wir mithilfe von persönlichen Erinnerungen und Briefwechseln den Schwierigkeiten nach der Vertreibung und der Kontaktaufnahme zwischen den Vertriebenen und den in Kalasch Gebliebenen näher. In dem nach seiner Vertreibung, am 1. Juli 1946 geschriebenen Brief von József Reiter lesen wir, dass das Leben dort schön und leicht ist, und er eine leichte Arbeit, genug zum Essen und viel Freizeit hat. Leider wird es nicht enthüllt, ob der 21-jährige die in Kalasch Gebliebenen mit seinen optimistischen Zeilen eventuell nur trösten wollte. Im zweiten Teil des Buches wird die vielseitige Tätigkeit des Vereins durch mit Fotos illustrierte Berichte und Erinnerungsschriften vorgestellt. Die Gründung von Tanzgruppen und einer Musikkapelle, die Errichtung eines Heimatmuseums, der Wiederaufbau einer Kapelle bzw. Gedenkveranstaltungen, Treffen mit Heimatvertriebenen, Ausflügen und Veranstaltungen sowie eine mit Amateurakteuren organisierte traditionelle Hochzeit stärkten das Identitätsbewusstsein der Kalascher Ungarndeutschen. Aus einem Bericht über eine – mehr als 1200 Flusskilometer lange – spannende Kahnfahrt aus Kahl am Main in Bayern nach Kalasch kann man auch erfahren, dass eine blühende Partnerschaft zwischen den Gemeinden seit 1997 existiert. Auf den letzten Seiten findet man sogar ein besonderes „Buchkino”, das aus einer Sammlung von QR-Codes besteht, die zu Videoaufnahmen über die Kalascher Schwaben führen.

Wir empfehlen dieses Buch allen, die sich für die wiedererweckte Identität einer ungarndeutschen Gemeinschaft im Donauknie interessieren.

Wágnerné Klupp Katalin (Red.): Kalászi svábok élete
(Das Leben der Kalascher Schwaben)
Budakalász : Budakalászi Német Nemzetiségi Egyesület, 2021.
111.S., Ill.
Sprache: Ungarisch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu