Kollár-Klemencz László: Öreg Banda

Umschlag des Buches

In den vergangenen Jahren erschienen neben mehreren historischen Fachbüchern auch literarische Prosawerke, in denen die Geschichte der Ungarndeutschen aus einer anderen Perspektive aufgearbeitet wurde. Diese thematisieren die Geschichte von Einzelpersonen, Familien, Gemeinden oder behandeln bestimmte Epochen. So wurden verschiedene Biografien, aber auch Familienromane veröffentlicht, die uns die Vergangenheit aus der persönlichen Perspektive darstellen. Die subjektiv geschilderte Vergangenheit der Familienenromane bringt die Leser oft in eine vertrauliche, intime Atmosphäre und verschafft damit eine besondere Art vom Leseerlebnis.

 

 

 

 

 

Das hier vorgestellte, 2021 herausgegebene Werk Öreg Banda (Alte Bande) zählt auch zu diesen. Der Autor, László Kollár-Klemencz, ist vielen eher als Musiker bekannt, obwohl er in der letzten Zeit mit zwei Erzählungen in die ungarische Literaturwelt eintrat. Dieses Werk ist sein allererster Roman. Hierbei geht es um die Geschichte seiner ungarndeutschen Ahnen in Hartian, in dem es eigentlich die Liebe zu der Musik und dem Musizieren im Fokus steht. Der Familienroman besteht aus mehreren kleineren Erzählungen, in denen man auch über verschiedene Ereignisse der Siedlung wie ein großes Gewitter, eine Brandkatastrophe oder Feste wie die Einweihung der Kirche, das Schweineschlachten oder die Gründung und das Fungieren von Blaskapellen lesen kann. Der Leser kann die wechselhafte Geschichte der Familie Kaldenecker durch vier Generationen von ihrer Ankunft aus Schorokschar in Hartian um das Ende des 19. Jahrhunderts bis zu den sozialistischen Zeiten verfolgen. Obwohl die realen historischen Ereignisse der Großpolitik und der „Außenwelt” wie der Erste und Zweite Weltkrieg auch thematisiert werden, spielen diese jedoch eher auf der Ebene der einzelnen Protagonisten eine prägende Rolle. So wird zum Beispiel im Roman das Kriegstrauma und dessen Überwindung eingehender dargestellt. Wenn man aber die Handlung im Allgemeinen charakterisieren sollte, könnte man sie eher als etwas Lustiges, Romantisches, Herzhaftes bezeichnen. Kollár-Klemencz hat zum Schaffen dieses Werkes seine eigenen Kindheitserinnerungen und Fantasie sowie Anekdoten der Familie zur Hilfe gerufen. So gelingen wir im Roman in eine traumvolle, märchenhafte Welt vom einstigen Hartian, wo Fiktion und Realität vermischt werden. Die Schwaben der Siedlung wurden wie aus einem Bilderbuch in die Erzählungen gezaubert. Es dreht sich letztlich aber alles um die Weitergabe und Vererbung der Leidenschaft zur Musik bzw. die Gründung, die Führung und das Fortleben der berühmten örtlichen, von der Familie Kaldenecker geleiteten Blaskapelle Öreg Banda. Beim Lesen des Romans fühlt man sich in dieser einstigen alten Welt von Hartian heimisch. Dank dieses Werkes versteht man auch besser, was für eine Leidenschaft die Musiker zum Spielen und zur Schaf­fens­lust verbindet.

Wir empfehlen dieses Buch allen, die das einstige zauberhafte Musikerleben einer ungarndeutschen Siedlung in der Nähe der Hauptstadt durch einen Familienroman erleben möchten.

Kollár-Klemencz László: Öreg Banda
(Alte Bande)
Budapest : Magvető Könyvkiadó és Kereskedelmi Kft., 2021.
358.S.
Sprache: ungarisch

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