Busa Mónika: Hartauer Möbel

Umschlag des Buches

Schon seit der Urzeit haben die Menschen es versucht, ihren Gebrauchsgegenständen einen ästhetischen Wert zu verleihen, und diese zu wahren Kunstwerken zu verwandeln. Den Ungarndeutschen hatte man früher als bescheiden, sparsam und fleißig, sogar – im Vergleich zu anderen Nationalitäten Ungarns mit einer gewissen Übertreibung – mit einer fast asketischen Lebensführung charakterisiert. Dies war eher für ihre Essgewohnheiten und Alltagsbekleidung, aber nicht für ihre Baukunst und Gebrauchsgegenstände kennzeichnend. Als typische Beispiele für diese Behauptung gelten die Häuser von Feked, der „Perle der ungarndeutschen Architektur“, und die bunt bemalten Hartauer Bauernmöbel. Über Letztere kann man alles andere sagen, nur das nicht, dass die ungarndeutschen Handwerker bei ihrer Herstellung auf ästhetische Verzierung verzichtet hätten.

 

 

 

 

 

Zur Bekanntmachung dieser motivreichen Möbel in breiteren Kreisen hat die letztes Jahr verstorbene, mit mehreren Preisen ausgezeichnete, anerkannte Ethnografin Marietta Boross mit ihrer Forschung viel beigetragen. Ihre, beim Lehrbuchverlag 1982 unter dem Titel Bemalte Bauernmöbel von Hartau/Harta herausgegebene Studie, die 1999 auch in der 16. Nummer der Beiträge zur Volkskunde der Ungarndeutschen erschienen ist, steht unseren Lesern auch in der Ungarndeutschen Bibliothek zur Ausleihe zur Verfügung. Der hier empfohlene, von Monika Busa mit dem Titel Hartai bútorok. Hartauer Möbel verfasste, zweisprachige Ausstellungskatalog wurde 2014 als erste Nummer der Reihe Die Sammlungen des Ungarndeutschen Landesmuseums vom Domokos-Kuny-Museum in Totis veröffentlicht. Zwar handelt es sich dabei um keine ethnografische Studie, jedoch ist er eine professionell und detailhaft beschriebene, gut strukturierte Vorstellung der seit 1972 existierenden Hartauer Möbelsammlung des Museums. Der Leser erhält dadurch einen tieferen, fachkundlichen Einblick hinter die Kulissen des Instituts und dessen Sammeltätigkeit. Auf den ersten 22 Seiten des Katalogs kann man über die Entstehung und die Eigentümlichkeiten der Sammlung, über die Forschungsgeschichte der Hartauer Möbelmalerei sowie über die Motive lesen. Viele von den vor dem Zweiten Weltkrieg erstellten Kunststücken wurden von ungarndeutschen Vertriebenen während des Kalten Krieges als „ein Stück Heimat” nach Westdeutschland gebracht. Möbelstücke aus Hartau werden so nicht nur in Totis oder in der Sammlung des Ethnografischen Museums in Ungarn, sondern auch im Gerlinger Stadtmuseum und im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm bewahrt. Auf den folgenden, mehr als 100 Seiten werden dann die 33 im Ungarndeutschen Landesmuseum befindlichen Lagermöbel, Betten, Sitzmöbel und Tische nach einer einleitenden Beschreibung einzeln, mit Daten und Farbbildern so vorgestellt, dass man gleich dazu Lust bekommt, sie auch im Museum zu besichtigen.

Diesen anspruchsvoll zusammengestellten und geschmackvoll illustrierten Ausstellungskatalog über die Hartauer Möbelsammlung des Ungarndeutschen Landesmuseums empfehlen wir allen, die sich für dieses einzigartige ungarndeutsche Handwerk interessieren.

Busa Mónika: Hartai bútorok. Hartauer Möbel
A Német Nemzetiségi Múzeum Gyűjteményei 1. Die Sammlungen des Ungarndeutschen Landesmuseums 1.
Tata : Kuny Domokos Múzeum, 2014.
127 S., Ill.
Sprache: Deutsch und Ungarisch

Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu