Ethnographica et Folkloristica Carpathica 20. Formen, Orte und Diskurse

Umschlag des Buches

Wenn jemand sich mit Identitätsfragen der Ungarndeutschen beschäftigt, oder einfach nur die Eigentümlichkeiten der Volksgruppe kennenlernen möchte, kann sich – je nach Interesse – nicht nur auf historische oder linguistische Forschungen, sondern auch auf die der Ethnografen stützen. Die neuesten Ergebnisse der Wissenschaftler werden oft an Tagungen präsentiert, die dann in wertvollen Publikationen veröffentlicht werden.

 

 

 

 

 

 

Dieser, 2018 herausgegebene Studienband ist auch eine solche Ausgabe. Im Oktober 2013 fand am Lehrstuhl für Volkskunde der Universität Debrecen die internationale Tagung Kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Diversität der deutschen „Diaspora”-Gebiete des östlichen und mittleren Europa statt. Die Konferenz war das Teilergebnis einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen dem Lehrstuhl für Volkskunde, der durch die Ungarische Akademie der Wissenschaften unterstützte Ethnologischen Forschungsgruppe der Universität und dem Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa (IVDE) in Freiburg. Im von den Wissenschaftlern der Universität Debrecen, Dr. Melinda Marinka und Dr. Robert Keményfi, redigierten Werk befinden sich nicht nur ausgewählte Beiträge der Tagung, sondern auch weitere, zum Tagungsthema eignende aktuelle Forschungsergebnisse. Die dreizehn Studien des Bandes stellen die verschiedensten Bereiche der Ethnologie dar, und in fast allen von ihnen werden ungarndeutsche Themen bearbeitet. Die erste Studie Ethnografie der Ungarndeutschen: Kronprinzenwerk und Jakob Bleyers Minderheitenvolkskunde (mit einem Schwerpunkt auf der musikalischen Kultur) hat Prof. Dr. Michael Prosser-Schell, der wissenschaftliche Angestellte der IVDE, geschrieben. Er hat hier die Erforschung der Ungarndeutschen von der Spätphase der Monarchie, während der Zeiten von Bleyer und danach, sogar mit einem Ausblick bis hin zu den heutigen Tagen analysiert. Identitätsfragen werden in der Abhandlung Resignation und Identitätsdiskurs: Ungarndeutsche Vertriebene und die Heimkehr von Sebastian Sparwasser umgegangen. Die Studie Zur Wahl der Sprache in Privatbriefen von Heimatvertriebenen aus dem Ofner Bergland von Csilla Schell kann auch Linguisten von Nutzen sein. Die Vielseitigkeit des Bandes wird aber auch in den weiteren Arbeiten untermauert. Die Thematik der Heimatbücher wurde von Melinda Marinka, die Essgewohnheiten und die diesbezüglichen ethnischen Stereotype in ethnographischen Darstellungen von Tamás Csíki, die deutsch-ungarischen Gemeindepartnerschaften in der Studie von Hans-Werner Retterath aufgedeckt. Klára Kuti interpretierte aus ethnografischer Sicht die Museumsobjekte der Dauerausstellung des Ungarndeutschen Museums Totis/Tata in ihrer Abhandlung. Die bunte Studienpalette endet mit dem Beitrag von Anett Hajnal, in dem sie die Problematik der Magyarisierung am Fallbeispiel von drei ungarndeutschen Familien in Altofen bearbeitete.

Den Tagungsband empfehlen wir allen, die sich für die Volkskunde der Ungarndeutschen aus mehreren Aspekten interessieren.

Melinda Marinka – Róbert Keményfi (Red.): Ethnographica et Folkloristica Carpathica 20. Formen, Orte und Diskurse. Vielfalt und Diversität der kulturellen Phänomene der Deutschen im mittleren Europa
Debrecen : MTA-DE Néprajzi Kutatócsoport, 2018.
216. S., Ill.
Sprache: deutsch

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